ABZOCKE MIT DISPO-ZINSENBanken widersprechen dem Vorwurf des Wuchers
Ein Bericht der ZEIT zeigt: Banken machen mit hohen Dispo-Zinsen ein gutes Geschäft. 4.000 Leser haben seither bei der Recherche geholfen. Nun melden sich Banken zu Wort.
© Andreas Rentz/Getty Images
Die deutsche Kreditwirtschaft hat den Vorwurf zurückgewiesen, die Niedrigzinsen der Europäischen Zentralbank (EZB) zu nutzen, um sich mit teuren Dispokrediten an den Kunden zu bereichern. "Die Vorstellung, Kreditinstitute würden Mittel direkt von der EZB quasi durchleiten und als Dispokredit wieder ausleihen, ist falsch", sagte eine Sprecherin des deutschen Sparkassen- und Giroverbandes. Die Institute würden die Dispokredite nur zu 2,6 Prozent mit billigem Geld der Zentralbank refinanzieren. Der Rest seien Kundeneinlagen oder begebene Wertpapiere.
Die ZEIT und ZEIT ONLINE hatten am Donnerstag über das Geschäft mit den Überziehungszinsen berichtet und die Leser dazu aufgefordert, die Höhe ihres Dispo-Zinses zu recherchieren und mitzuteilen. Rund 4.000 Leser haben sich mittlerweile an der Aktion beteiligt.
Verbraucherschützer kritisieren, dass sich die Geldinstitute bei der EZB so billig wie noch nie Geld besorgen können, diesen Zinsvorteil jedoch nicht an ihre Kunden weitergeben. Stattdessen verlangen die Banken im Schnitt 12,5 Prozent Zinsen, wenn die Kunden ihr Konto überziehen. Die Höhe des Dispo-Zinses kommunizieren die Banken nur ungern offen, oft verstecken sie die Zahl im Kleingedruckten. Vor allem Volksbanken und Sparkassen weisen die Zinshöhe im Internet häufig nicht aus.
Die Kreditwirtschaft argumentiert hingegen, dass Dispokredite ein besonders teures Geschäftsfeld für Banken sind. Allein das Gewähren eines Dispos würde Kosten verursachen, weil dafür Sicherheiten hinterlegt werden müssten – selbst wenn ein Kunde den Dispo gar nicht in Anspruch nimmt. Außerdem sei das Risiko, dass ein Dispokredit ausfallen würde, im Vergleich zu klassischen Krediten viel höher. Auch das mache diese Art von kurzfristigem Kredit teurer als andere Kredite.
Das Institut für Finanzdienstleistungen aus Hamburg, das im vergangenen Jahr im Auftrag des Verbraucherschutzministeriums eine Studie zu den Dispo-Zinsen vorgelegt hatte, teilt diese Einschätzung nicht. Das Ausfallrisiko bei Dispokrediten sei eher gering, schreiben die Autoren in der Studie. Die Ausfallquoten lägen nach Angaben der Anbieter bei rund 0,3 Prozent. Bei klassischen Konsumentenkrediten seien es hingegen rund 2,5 Prozent.
Um 13 Uhr debattieren hier im Forum Michaela Roth, Sprecherin des deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (für die deutsche Kreditwirtschaft) mit der ZEIT-Autorin Nadine Oberhuber und den Lesern von ZEIT ONLINE.
Wie hoch ist Ihr Dispo-Zins? Hier kommen Sie direkt zum Teilnahmeformular.
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